Papst Franziskus hat dem von einigen Staaten angekündigten bzw. bereits eingeführten Impfzwang noch einen höheren Rang, eine höhere Würde geschenkt, indem er ihn auf das Niveau der höchsten Tugend des Christentums setzte. „Impfen ist ein Akt der Nächstenliebe“, proklamiert der höchste irdische Herr des Christentums.

Viele Menschen, sogar eine ganze Reihe von Katholiken, sind empört, dass sich der Papst hier so vorbehaltlos in den Dienst des Staates stellt, obwohl doch der staatlich verordnete Impfzwang gegen die Würde des Menschen, nämlich seine individuelle Entscheidungsfreiheit, verstößt.

Dabei tut der Papst damit nur etwas, was die Amtskirche seit 2000 Jahren schon immer getan hat, indem sie sich immer zu den mächtigsten Herrschern ins Bett legte, sie unterstützte und dadurch ihre Existenz und die dauerhafte Schenkung von Privilegien aus der Hand der Mächtigen absicherte.

Das sog. Wunder der Unzerstörbarkeit der Kirche, wie es in zahllosen Predigten immer wieder hervorgehoben wird, hat in Wirklichkeit allein seinen Grund in dieser klebrigen Anschleimerei an die jeweils Herrschenden in Staat und Gesellschaft. Horst Herrmann, der kürzlich verstorbene Ordinarius für Kirchenrecht an der Universität Münster, nach seinem Kirchenaustritt Soziologieprofessor an derselben Universität, gab deshalb einem seiner Bücher zu diesem Thema sogar den Titel „Über das prostitutive Verhältnis zwischen Staat und Kirche“.

Natürlich mussten die Oberhirten der Kirche, d. h. die Bischöfe, Erzbischöfe und Kardinäle unter dem obersten Hirten, dem Papst, sich ebenfalls sofort einschalten, um als gehorsame Sklaven des päpstlichen Diktators ihre Akzeptanz seiner These von der Impfung als Akt der Nächstenliebe zu bekunden. So läuft das in der Kirche: „Roma locuta causa finita“. Wenn Rom, d. h. der Papst, etwas beschlossen hat, dann ist die Sache beschlossen und beendet, auch wenn Nachdenkliche noch eine Menge Zweifel zu vermelden hätten.

Aber damit noch nicht genug! Denn die Bischöfe sind ja wie die meisten Politiker Leute, die keine Ahnung haben, allerdings über eine Menge Mitarbeiter verfügen, die sie beraten, ihre Redetexte schreiben und ihnen schon helfen, um sie von besonders großen Dummheiten abzuhalten. Sie, die Bischöfe, haben zwar ihre Theologie studiert, bei der von den Theologieprofessoren meist streng darauf geachtet wird, alle Ausflüge in außertheologische Wissenschaftsdisziplinen zu vermeiden, so dass sie fast durchgehend auch von der wissenschaftlichen Medizin in ihrem Studium nichts mitbekommen haben. Aber trotzdem verkünden sie in ihrer „Erklärung zur Debatte um eine temporäre Impfpflicht“, zu der sie durch das Wort des Papstes von der „Impfung als einem Akt der Nächstenliebe“ angeregt wurden, im Brustton unfehlbarer Überzeugung: „Ein breiter wissenschaftlicher Konsens bewertet die Schutzimpfung gegen Covid-19 als einen unerlässlichen Beitrag, um Menschen vor schwerer, ja lebensbedrohlicher Erkrankung zu schützen“.

Was ist hier mehr am Werk? Ignoranz oder Unwahrhaftigkeit? Denn den wissenschaftlichen Konsens in Hinsicht auf die Impffrage gibt es ja gerade nicht. Obwohl die staatsabhängigen Medien sich alle Mühe gaben und geben, die negativen schweren Folgen von Corona-Impfungen zu verschweigen, gibt es doch schon zu viele bekanntgewordene Opfer dieser Impfungen, so dass die Behauptung der Bischöfe von einem „wissenschaftlichen Konsens“ eine glatte Lüge ist.

Aber die armen Bischöfe stecken auch in einer Zwangsjacke, ja in einer doppelten Versklavtheit. Einerseits müssen sie treu wiederkäuen, was der Papst sagt. Andererseits müssen sie den staatlichen Vorgaben folgen, weil doch der Staat ihr größter Geldgeber ist, von dessen Wohlwollen sie daher auch abhängig sind. Und so singen sie denn mit „unerschütterlichem Mut“ das Doppel-Lied vom unfehlbaren Papst und dem sich fast ebenso unfehlbar gebärdenden Staat, der ständig neue Vorschriften zur Corona-Krise oder zur Corona-Pandemie nebst immer stärkeren Sanktionen erlässt, aber auch erstaunlich viele von diesen Vorschriften wieder zurücknimmt, weil es sich um Irrtümer oder Fehleinschätzungen gehandelt habe.

Nur den allergrößten Irrtum, nämlich die Überzeugung von der Notwendigkeit, immer neue Impfungen durchführen zu müssen, um das Volk in der Herdenhaltung fixiert halten zu können und damit zur Akzeptanz der Diktatur, sanfter ausgedrückt: der Demokratur, bereiter zu machen, widerrufen die Herren und Damen da oben, die Merkels und Spahns und jetzt die Lauterbachs und Scholzs auf keinen Fall! Sind doch all diese das Grundgesetz beschränkenden, zum großen Teil sogar aufhebenden Corona-Bestimmungen die beste und wirksamste Einübung in den Untertanengeist der Bürger.

Und Papst Franziskus schwingt mit dieser Tendenz der Politiker fröhlich mit. Er, der sich so gern als Menschenfreund, vor allem als Freund aller Flüchtlinge dieser Welt und als Kooperator aller Religionen und Staaten feiern lässt, hat als oberster Hirte der Kirche ganz besonders den Wunsch, die Gläubigen, also seine Schafsherde in Gehorsam und Unterwürfigkeit an der Stange zu halten.

Er spielt zwar überzeugend die Rolle des Gütigen, Duldsamen, Liberalen, alle Menschen Liebenden, aber im Grunde ist es auch ihm genau wie dem Staat ein Anliegen, die totale Herdenimmunität durchzusetzen und damit die Herdenkollektivität einer gesichtslosen Masse zu erreichen, die sich der Herrschaft sowohl der Kirche wie auch des Staates überhaupt nicht mehr zu widersetzen imstande ist.

Jetzt werden manche empört sein über diese Charakterisierung des Papstes Franziskus. Aber alle, die diesen Papst näher kennen, weisen auf die ursprüngliche Kälte, Härte und eine gewisse Steifheit seines Charakters hin. In gewisser Weise gibt das auch Papst Franziskus selbst zu, und zwar bei der eigenen Begründung seines Eintritts in den Jesuitenorden: „Ich trat bei den Jesuiten ein, weil sie eine avantgardistische Kraft der Kirche waren, weil man in der Gesellschaft Jesu eine militärische Sprache benutzte, weil ein Klima des Gehorsams und der Disziplin herrschte“.

„Militär – Gehorsam – Disziplin“ – diese Worte des Papstes beweisen, dass seine Güte, Liebe und Menschenfreundlichkeit nicht so spontan sind, wie sie von einem Großteil der Medien stets dargestellt werden, sondern vielmehr den Prinzipien der Disziplin, des Gehorsams und der militärischen Strenge gegenüber der Kirche untergeordnet bleiben, den Rahmen dieser Prinzipien nie überschreiten.

Selbst ein dezidiert katholisches Blatt, das dazu noch im katholischsten Verlag Deutschlands, im Herder Verlag erscheint, kommt zu dem Schluss: „Franziskus hat sehr wohl einen feinen Instinkt der Machtausübung. Er kennt die Regeln der Diplomatie, aber auch, wie man sie als ‚Waffen‘ für den eigenen Bedarf manchmal überraschend anders anwenden kann.“

Nochmals der Papst selbst bei seinem Rückblick auf das Motiv seines Eintritts in den Jesuitenorden: „An der Gesellschaft Jesu haben mich drei Dinge berührt: der Sendungscharakter, die Gemeinschaft, die Disziplin“ (so Papst Franziskus im Interview mit Antonio Spadaro am 19.08.2013).

Es ist schier unglaublich, was Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, und die von ihm gegründete Gesellschaft an Anstrengungen, Opfern, aber auch an Unsummen unmoralischer Handlungsweisen, Methoden, Taktiken und Strategien für die Missionierung, Disziplinierung und Bekehrung der gesamten Menschheit, ihre Einfügung in die katholische Kirche, aufgebracht haben. „Noch war keine solche Gesellschaft in der Weltgeschichte anzutreffen gewesen. Mit größerer Sicherheit des Erfolgs hatte selbst der alte römische Senat nicht Pläne zur Welteroberung entworfen. Mit größerem Verstand war an die Ausführung einer größeren Idee noch nicht gedacht worden. Ewig wird diese Gesellschaft ein Muster aller Gesellschaften sein, die eine organische Sehnsucht nach unendlicher Verbreitung und ewiger Dauer fühlen“, schrieb der Romantiker Novalis (zit. nach R. Fülöp-Miller, Macht und Geheimnis der Jesuiten, Berlin 1929, 5). Selbst der machtversessene Hitler sah in den Jesuiten das Ideal einer disziplinierten Truppe.

Der Jesuit Prof. Alighiero Tondi, ein hervorragender Kenner und Funktionär des Vatikans, berühmt geworden durch seine Flucht vor den klerikalen Mitbrüdern in die damalige DDR, schrieb dann in seinem im Aufbau-Verlag Berlin herausgegebenen Buch „Die Jesuiten“: „Beim Entwurf der Konstitution des Ordens war es das Ziel des Ignatius, dem Vatikan einen klerikalen Organismus zu schaffen, der militärisch aufgebaut und mit einheitlicher Befehlsgewalt, mit blindem, absolutem Gehorsam, mit Wendigkeit in den Bewegungen und starker Schlagkraft ausgestattet ist. Bis zu jener Zeit gab es in der Kirche nichts Derartiges … Deshalb nannte der Gründer diesen Organismus ‚Kompanie Jesu‘. Aber nach der Lehre des Katholizismus heißt Jesus dienen dem Vatikan dienen; der Orden ist also eine Kompanie von Soldaten im Dienste des Vatikans“.

Von den Regeln des Jesuitenordens sagt Tondi: Diese Regeln, die Art, sie zu interpretieren und zu leben, das alles spiegele „energisch diesen Geist wider, dessen wesentliche Merkmale die Ersetzung der natürlichen Persönlichkeit durch die Persönlichkeit eines Exaltierten, die völlige Einseitigkeit sowohl der Bedürfnisse als auch der Bestrebungen der Menschen, die Unbeugsamkeit und Strenge in der Auffassung und im praktischen Leben und der Fanatismus sind“.

Alle Jesuiten werden gedrillt nach der Regel 32 der Konstitutionen des Ordens: „Alle sollen die freie Verfügung über sich selbst und über ihre Angelegenheiten dem Superior in wahrem Gehorsam überlassen, ihm nichts, auch nicht das eigene Gewissen, verborgen halten, ihm nicht widerstreben, nicht widersprechen und keinesfalls ein seiner Ansicht entgegengesetztes Urteil zeigen …“

Noch schlimmer klingt die Regel 36: „Jeder sei überzeugt, dass, wer unter dem Gehorsam lebt, sich von der göttlichen Vorsehung durch die Superioren so führen und leiten lassen muss, als wäre er ein Leichnam, der sich auf jede Weise drehen und wenden lässt; oder der Stab eines Greises, der dem, der ihn in der Hand hält, überall und zu jedem beliebigen Gebrauch dient.“

Wer nach solchen Regeln indoktriniert und manipuliert wird, der kommt aus dieser Zwangsjacke kaum mehr heraus. Tondi hat es am eigenen Leib erlebt. Obwohl er der in aller Öffentlichkeit gefeierte Aussteiger aus dem Jesuitenorden war und in der DDR mit allen möglichen Ehrungen überhäuft wurde, kehrte er ihr plötzlich den Rücken und landete wieder reumütig zu Füßen des „Heiligen Vaters“.

Glaubt irgendjemand, der noch realistisch denken kann, wirklich, dass der Jesuit Bergoglio alias Papst Franziskus nach so vielen Jahren des Studiums und der Dressur durch seine Superioren weniger indoktriniert und jesuitisch geformt ist als der ihm intelligenzmäßig eindeutig überlegene Prof. Tondi?

Überall, in allen Gegenden der Welt, wo auch immer sie wirkte, hatte die Gesellschaft Jesu stets als oberstes Missionsziel nicht nur die Bekehrung der Menschen zur Annahme der christlichen Lehre, sondern auch die Umformung dieser Menschen zu Sklaven Christi, des Papstes als seinem Stellvertreter und zu gefügigen Kindern der Allmutter Kirche.

Als Bergoglio noch nicht Papst Franziskus, sondern Provinzial, d. h. oberster Chef aller Jesuiten in Argentinien war, wurde er von mehr als der Hälfte seiner Ordensbrüder wegen seiner Härte und Sturheit so gehasst, dass ihm dieser Führungsposten von der Amtskirche entzogen wurde. Er hatte dann ein paar Jahre Zeit, in sich zu gehen und eine neue Lebensstrategie für sich selbst zu entwerfen, denn er sah sich plötzlich für Jahre in den Stand eines gewöhnlichen, nichts zu sagen habenden Mönchs versetzt.

In dieser Zeit muss also sein Entschluss gefallen sein, es mit Milde zu versuchen, wo es doch mit seiner Härte den Menschen und Ordensbrüdern gegenüber nicht geklappt hatte.

Aber man sieht: Es geht hier primär nur um eine veränderte Strategie, nicht wirklich um von Herzen kommende Milde, Güte und Liebe. Sonst könnte er ja nicht neuerdings schon wieder das harte Urteil in die Welt setzen, dass „Impfen ein Akt der Nächstenliebe“ sei.

Denn selbst seine gehorsamen Diener, die Bischöfe, geben in ihrer Erklärung zur Debatte um die Impfpflicht wenigstens zu, dass „eine Impfpflicht ein schwerwiegender Eingriff in die körperliche Integrität und Freiheit des einzelnen Menschen ist“, sie fordern deshalb auch den Staat auf, bezeichnen diese Forderung sogar als „dringend geboten“, dass er „situations- oder gesundheitsbedingte Ausnahmen vorzusehen und auch die rechtlichen Konsequenzen in einem angemessenen Rahmen zu halten habe“. Das Ziel des Staates müsse sein, „Gesundheit und Freiheit gleichermaßen zu schützen“.

Die Intelligenz der Bischöfe reicht aber nicht aus, um zu erkennen und zu begründen, dass beides zusammen im totalen Gleichmaß und völliger Ebenbürtigkeit nicht geht, nicht klappen kann. Das absolute Grundrecht des Menschen ist die Bewahrung seiner Würde, und diese hat zur Voraussetzung nicht die Gesundheit (weil sonst jeder Kranke, jeder Behinderte ein Mensch ohne Würde wäre), sondern die Freiheit jedes menschlichen Individuums, sich frei entscheiden zu können.

Damit ist auch klar und deutlich erwiesen, dass der „unfehlbare“ Papst völlig daneben liegt, wenn er die Nächstenliebe als Waffe einsetzt, um die Leute zur Impfung zu zwingen. „Liebe Gläubige, Ihr habt keine Nächstenliebe, wenn Ihr nicht zur Impfung kommt!“ Das muss gerade jener Papst sagen, dessen Härte in diesem Aufsatz bereits aufgedeckt wurde.

Aber man erkenne hier auch, dass die Kirche „Fortschritte“ macht: Während der ein paar Jahrhunderte dauernden Phase des Inquisitionswütens der Kirche benutzte man noch die Folter und den Feuertod, um die Menschen zum Glauben und zur Einhaltung der Tugenden, u. a. auch der Nächstenliebe, zu zwingen.

Und man hat auch in anderer Hinsicht dazugelernt: Egal, wie das mit dem Impfzwang am Ende ausgeht, man wäscht die Hände in Unschuld. Die eigentliche Verantwortung schieben die Bischöfe dem Staat zu. Es liege „letztlich in der Verantwortung der Regierenden zu beurteilen, ob die Voraussetzungen dafür vorliegen und eine temporäre Impfplicht das jetzt angemessene Mittel zum Schutz des Gemeinwohls ist. Zur konkreten Ausgestaltung des Gesetzes können wir kein detailliertes Votum abgeben und werden uns daher am Begutachtungsverfahren nicht beteiligen“.

Und noch ein „Fortschritt“ der Amtskirche ist feststellbar: Hatten der Papst und die Bischöfe damals den ersten Staatsvertrag mit Hitler geschlossen, wodurch dieser in der Politik und Diplomatie erst salonfähig wurde und Staatsverträge auch mit anderen europäischen Ländern abschließen konnte, so können der heutige Papst und seine Bischöfe jetzt „furchtlos“ dagegen anschimpfen, dass jetzt manche „die staatlichen Maßnahmen zur Pandemieeindämmung mit dem nationalistischen Unrechtsregime in Beziehung gebracht haben. Solche beschämenden Verharmlosungen der NS-Verbrechen dürfen nicht geduldet werden“.

Die Erklärung der Bischöfe endet mit dem Aufruf des Apostels Paulus an die Epheser: „Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe“. Das ist zwar pathetisch nett und salbungsvoll, jedoch auch nicht weit entfernt von dem eiskalten Willen der den Staat Regierenden, die durchgehende »Herdenimmunität« aller Bürger zu erreichen und sie dadurch zu einer »Herdenkommunität« gleichgeschalteter Idioten zu machen.

Hinweise

  1. ) Die „Erklärung der katholischen Bischöfe zur Debatte um eine temporäre Impfpflicht“ zit. in: Kirche In, Nr. 1, 36. Jg., 7.1.2022, 16 f.
  2. ) H. Mynarek, Papst Franziskus. Die kritische Biographie, Tectum Verlag Marburg 2015 (der Verlag ist jetzt eine Filiale des Nomos-Verlags, Baden-Baden).
  3. ) H. Mynarek, Papst-Entzauberung, BoD-Verlag, Norderstedt 2007.
  4. ) H. Mynarek, Die Neue Inquisition, NIBE Verlag, Alsdorf 2018.
  5. ) Aufsatz zum Thema „Vom Corona-Virus zur Diktatur“ auf Mynareks Homepage: www.mynarek.de
Erscheinungsdatum: 27.01.2022