Hubertus Mynarek, der ehemalige Ordinarius für Religionswissenschaft an der Universität Wien, Kultur- und Naturphilosoph, Schöpfer einer Theorie der ökologisch-kosmischen Religiosität, die er in seinen Büchern „Ökologische Religion", „Die Vernunft des Universums“, „Mystik und Vernunft“ und „Die Kunst zu sein“ begründete, stellt folgende Thesen zur substantiellen Geistigkeit des Menschen auf.

  1. Das Schlüsselwort heißt nicht Gott, sondern Sein, Sein alles Seienden, Urgrund alles Wirklichen. Der Kern alles Seins ist ewig und unsterblich. Wie immer dieses Sein vor undenklich langen Zeiten einmal beschaffen war, wir wissen es nicht. Aber eines wissen wir: Es muss ein Etwas seit Ewigkeit, seit nie angefangener Zeit dagewesen sein, sonst gäbe es bis heute nichts. Denn aus nichts kann nichts entstehen. Aus dem Vakuum, von dem die Physiker sprechen, bilden sich zwar immer neue Mikroteilchen. Aber dieses Vakuum ist auch nicht das absolute, absolut leere Nichts der Philosophie oder der Metaphysik.

  2. Freiheit ist die Fähigkeit zur Selbstbeschränkung. Jede andere Freiheit gibt nur dem Untier im Menschen zügel- und grenzenlose Entfaltungsmöglichkeiten. Wer sich nicht selbstbeschränken kann, der wird seiner Macht-, Geltungs- und Herrschsucht, seinem Aggressions- und Vernichtungstrieb, seinen perversen Gaumen und Geschlechtslüsten schrankenlos alles gestatten. Sich selbst aus ethischen Gründen beschränkende Freiheit aber ist Wachstum des Geistes, das nie aufhört, in alle Ewigkeit nicht!

  3. Nur die Ideale liefern Impulse, schaffen Motive. Ohne sie gibt es keine Höhe und keine Tiefe. Ohne sie kann man nicht leben, nur vegetieren, und muss schlussendlich krepieren! Ideale, Visionen, Utopien, große Träume und Projekte sind die Nahrung des Geistes, zugleich ein Indiz, dass sich dieser nicht in die paar kümmerlichen Jahrzehnte unseres jetzigen Lebens einschließen, einzwängen lässt.

  4. Der Körper ist der Vergeistigung fähig. Ist das nicht Zeichen und Hinweis auf die Realität des Geistes? Wie verschieden sind doch die Körper der Menschen! Der eine Körper wirkt lichtlos und dumpf, grobschlächtig und unsensibel. Wie ein seelenloser Klotz, bloße Masse! Der andere strahlt Geistigkeit aus, ist licht und hell, besitzt eine positiv strahlende Aura. Es sträubt sich etwas in uns, so etwas noch Körper zu nennen. Wir nennen es »Leib« - als die Synthese von Geist und Körper, als geistdurchwirkten, geistdurchdrungenen, geistdurchstrahlten Organismus. Ethik - die Liebe zum sittlich Guten; Ästhetik - die Liebe zum Schönen und Erhabenen; Logik, gemeint hier als Liebe zur Erkenntnis, zur Wahrheit und Wahrhaftigkeit, zur Sinnsuche - diese drei Betätigungsfelder des Menschen vergeistigen und durchstrahlen auch seinen Körper. Der Körper ist nicht einfach da, nicht ein festgelegtes Etwas, auch er ist zu vergeistigender Evolution bereit und fähig! Der Mensch - halb Tier, halb Geist auf dem Entwicklungsweg zu mehr Humanität und Divinität! Doch Geistigkeit, Spiritualität, Feingefühl kann auf die Dauer keiner entwickeln, wenn er nicht auch den Tieren sein aktives Wohlwollen entgegenbringt. Wer sich am Schmerz und Tod der Tiere aktiv beteiligt, und sei es nur durch seinen Fleischkonsum, der stoppt seine geistig-ethische Höherentwicklung. „Ethisch ist der Mensch nur, wenn ihm das Leben als solches, das der Pflanze und des Tieres wie das des Menschen, heilig ist.“ (Albert Schweitzer).

  5. Wer auf den Geist setzt, setzt auf wahre Größe und echte Humanität des Menschseins.

  6. Fremdbeschränkung ist schlecht – Selbstbeschränkung ist gut. Wer sich selbst nie Grenzen setzt, verströmt seine Kraft ins Uferlose!

  7. Wirkliches Leid ist furchtbar. Aber es kann die tiefsten, die feinfühligsten, die zärtlichsten, die subtilsten und edelsten Töne des Verstehens, des Mitfühlens, Mitleidens mit anderen, des Einfühlens in sie aus der menschlichen Seele hervorzaubern. Unser Planet ist „die Pflanzschule des Geistes.“ (Goethe). Aber diese Pflanzschule ist leidgetränkt, leidübersät.

  8. Wer seine Ideale verrät, verrät sich selbst, gibt sich selbst auf. Denn der Mensch hat kein fertig festgelegtes Wesen, er gewinnt ein solches in der Bewegung auf ein hohes Ziel, auf ein Ideal.

  9. Radikales Denken - Denken bis an die Wurzel, bis auf den Grund der Dinge, ohne Kompromisse, unbestechlich, rücksichtslos, ehrlich! Ein solches Denken wird immer wieder einmal an die Schwelle der Transzendenz stoßen bzw. sich vor das Problem des Fortlebens nach dem Tod gestellt sehen.

  10. Nur radikales Denken ist wahrhaftiges Denken, ist einzig und allein mutiges Denken, vor keiner unangenehmen Wahrheit, keinem Mainstream der veröffentlichten Meinung, vor keiner Konsequenz der Wahrheit zurückschreckend.

  11. Nur Fachidioten meinen, sie könnten alle Geheimnisse der Natur enträtseln. Die Natur ist immer größer, als unsere Vernunft zu erfassen vermag. Nach jeder Enträtselung eines Geheimnisses der Natur glauben sie, nun den Freifahrtschein für die totale Offenlegung alles Seienden in der Hand zu haben. Aber schon nach der nächsten Wegbiegung des Forschungsprozesses zeigt sich, dass jedes gelöste Problem tausend neue beschert. Sie haben das Alphabet des Lebens entschlüsselt, verkünden triumphal die Genetiker. Na und! Das eigentliche Problem des genetischen Codes ist es doch, die „Worte" und „Sätze“ dieses Codes zu entschlüsseln, sie zu einem »Buch«, dem Buch, das der Mensch ist, zusammenzufügen. Davon sind sie Lichtjahre entfernt.

  12. Wer keinerlei Art von Transzendenz anerkennt, bleibt ein Banause, ein orientierungsloser Nomade, ein auf der Erde kriechender Wurm, der nie einen Standpunkt über der Welt gewinnt. Transzendenzoffenheit, Metaphysikoffenheit ist eine notwendige Voraussetzung echten Menschseins. Wer auch nur die Möglichkeit von etwas über das Irdisch-Empirische Hinausgehendem, eben Transzendierendem negiert, blockiert, beschneidet, der begrenzt seine Seele, tötet sie auf die Dauer.

  13. Nur wer immer wieder Grenzen erfährt und überwindet, findet sich selbst.

  14. Es gibt im Grunde nur zwei Kategorien von Menschen: den Menschen und den Massenmenschen. Für den letzteren könnte man eigentlich nur Verachtung übrig haben, wenn da nicht die Erfahrungstatsache wäre, dass sich selbst im willfährigsten Sklaven des Konsums, der Konventionen, Vorurteile und gesellschaftlichen Zwänge doch bisweilen einmal der Durchbruch zur Tiefe und Freiheit ereignet.

  15. Warum sehen Huren verhurt aus - und warum strahlen reine Menschen? Wenn die Welt keine moralische Qualität, keinen sittlichen Sinn hätte, wäre dieser Sachverhalt unverständlich. Es gibt eine ethische Grundstruktur und Grundausrichtung der menschlichen Existenz. Die Unschuld eines vom Laster der Welt noch unberührten Kindes ist geradezu mit Händen zu greifen, auch wenn sie ein vermeintlich unsichtbarer, weil geistiger Tatbestand ist. Die Scham des Leibes ist der Beweis der Anwesenheit des »Geistes in dieser Welt«. Unschuld leuchtet, strahlt aus. Schuld verdüstert, verfinstert. Das ist ein Gesetz und ein Beweis der geistigen Welt!

  16. Wenn es keine ausgleichende Gerechtigkeit im Jenseits gibt, gibt es überhaupt keine! Denn das Diesseits wird nie der Ort des Paradieses sein, sondern stets der der Konflikte, Katastrophen, Kriege, Ausbeutungen und Unterdrückungen. Wie sagt es doch auch der weise Schopenhauer: Dummheiten werden schon in diesem Leben bestraft, Verbrechen und Schuld erst im nächsten.

  17. Die Kapazität des menschlichen Bewusstseins ist unendlich. Es sehnt sich nach unendlichem Glück, unendlicher Freude, unendlichem Genuss, unendlicher Seligkeit, unendlicher Lust. „Denn jede Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit." (Nietzsche). Deswegen sind wir mit dem Erreichten nie zufrieden, weil alles hier Erreichte nur bruchstückhaft, provisorisch, vorläufig ist. Deswegen ist das Paradies am Ende der Menschheitsentwicklungen eine »Real-Utopie«. Real, weil von einem wirklichen Ur-Bedürfnis der menschlichen Psyche gefordert; utopisch, weil im Diesseits, in unserem jetzigen materieabhängigen, materiegebundenen Zustand mit all seinen Beschränkungen der Armut, des Verteilungskampfes etc. nicht realisierbar.

  18. Was hält uns jung? Ideale und immer neue Ideen! Der Leib lebt nicht vom Brot allein, sein Lebendigsein, seine Frische, seine Wachheit erhält er vom Geist, vom Glauben an das Ideale, dessen schwacher Abglanz das empirisch feststellbare Leben ist.

  19. Die wahre Religion ist nicht die christliche, nicht die buddhistische, nicht die islamische usw. Die wahre, echte Religion kann immer nur die des eigenen Herzens sein, des eigenen Inneren, des eigenen Gewissens, der tiefsten, ureigensten Intimität. Und die stimmt bei niemandem mit den offiziellen, öffentlichen Religionen ganz überein. Wo jemand zu seiner ureigensten Religiosität wirklich erwacht ist, dort erscheinen die Lehren und Lehrgebäude der offiziellen Religionen wie äußerliche Fassaden, wie von außen aufgeklebt, wie starre Muster, die das Leben der eigenen Religiosität zu erdrücken suchen, die auch noch das Sterben mit Ritualen überwuchern. 20. Fressen, Saufen, Rauchen, Huren - die konstanten Merkmale des Primitivlings, des Noch-nicht-Menschen. Wie sollte dem Unsterblichkeit gewährt werden?! Selbst wenn man ihn in die niedrigsten, untersten, dumpfesten, stumpfesten, dunkelsten, klebrigsten Schichten des Jenseits verfrachtete, er würde noch nach Äonen nicht zu geistigem Leben erwachen, sondern weiterhin fressen, saufen, huren usw. Die Idee der Unsterblichkeit geht nur dem Geistigen auf, der die Werte der Wahrheit und Wahrhaftigkeit, der Güte und des Mitleids, des Schönen und Erhabenen, des Numinosen und Heiligen nicht nur irgendwie wahrnimmt, sie nicht nur schönredet, sondern in seinem Leben als höchste, übermaterielle Werte hochschätzt, praktiziert und realisiert. Allerdings: Sollte im innersten Zentrum aller Wirklichkeit, alles Seins eine unendliche Liebe existieren, derer wir auf unserem leidgeplagten Planeten nie ansichtig werden, dann müsste - freilich nach fast zahllosen Äonen - auch der niedrigste, dem Licht abgewandteste Mensch einmal der Erlösung, des unbegrenzten Heils teilhaftig werden. 21.Wer das Leben des Menschen auf 50, 60 oder sogar 100 Jahre beschränkt, denkt zu gering von seiner Größe und seinen geistigen Entwicklungsmöglichkeiten! 22. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass der Mensch einer Idee entstammt, einer Idee freilich, die sich nicht durch Schöpfung (Creatio), sondern durch Evolution stufenweise verwirklicht. 23. Den Anhängern der Unsterblichkeit wird oft vorgeworfen, sie seien Opfer einer Wunschprojektion. Man kann es aber auch so sehen: Menschen, die nach diesem Leben total tot sein wollen, weisen ein enormes Defizit an Vitalität, Lebenskraft und Lebenswillen auf. Oder auch: Sie haben sich in ihrem Leben mit ihrer groben Körperlichkeit derart identifiziert, dass nicht einmal die Möglichkeit einer Souveränität und Autonomie des Geistes jemals in ihr Blickfeld geriet, sie somit auch dessen Unsterblichkeit nicht zu erahnen imstande waren. 24. Nicht weniger, sondern immer mehr Sehnsucht nach der Fülle des Lebens, nach Vollkommenheit und vollkommenem Glück entfaltet der geistig Aufgeweckte, der geistig Lebendige. Der ungeistige Banause dagegen findet sich mit jedem weiteren Jahr seines Lebens immer mehr mit der Banalität seines Zustands, mit der Misere dieser Welt ab. Sein Streben, seine positiven Tendenzen, seine Ideale und Sehnsüchte tendieren zur Nullwertigkeit. 25. Der Mensch ist, wo immer man hinschaut, noch nicht am Ziel. Ja, viele sind noch nicht einmal auf dem Weg! 26. Nur das Licht einer jenseitigen Dimension kann das Dunkel des Diesseits erklären und verklären! 27. Ich kann es nicht glauben. Dieses unerhörte, super-geniale, einzigartige, mit nichts vergleichbare, alles andere überbietende Phänomen Bewusstsein soll vergehen, nur weil die armselige Hülle des Leibes stirbt?

  1. Selbst-Bewusstsein - einzigartiges Doppelphänomen des Wissens um sich selbst und um die Welt!

  2. Wenn es nach dem Tod nicht weitergeht, dann war der Mensch auf dem Planeten Erde nur eine sinnlose Episode, ein zweckloses Unternehmen. Aber man beachte die Überzeugung des antiken Philosophen: „Die Natur tut nichts umsonst" (Aristoteles).

  3. Was Du festhältst, verlierst Du! Was Du loslässt, gewinnst Du!

  4. Das Jenseits ist gleichsam im Diesseits verborgen. Wer den Sinn von Geist erfahren hat, wer von der Idee der Ewigkeit, der Unsterblichkeit, des Seins existentiell durchdrungen ist, der ist schon im Jenseits als der Tiefendimension des Diesseits. Wer an der Oberfläche der Dinge seicht daherlebt, nur dem Spaß-Prinzip frönt, für den ist allerdings das Diesseits dicht geschlossen, nicht transparent auf eine größere Wirklichkeit hin.

  5. Alles in unserem jetzigen Leben ist fragmentarisch, bruchstückhaft, Vorstufe, Vorläufer, Vorform eines idealen Zustands, den wir jetzt höchstens erahnen können, der uns aber in ganz wenigen gnadenhaften Momenten fast leibhaftig nahe erscheint. Selbst der gelungenste sexuelle Akt, der uns in paradiesischer Wonne mit dem Partner, der Partnerin verschmelzen lässt, ist nur ein schwaches Abbild jener wundervollen geistigen Verschmelzung und Durchdringung zweier Wesen im Jenseits, in dem sie sich total transparent werden. Alles im Diesseits ist also nur schwacher Abglanz von etwas unendlich Schönerem, Erhabenerem, Größerem, Lebendigerem, Farbigerem, Tieferem, Höherem.

  6. Geist ist auch das Wissen um die grundlegende Differenz, die Erkenntnis, dass das, was mein Auge sieht, mein Ohr hört, meine Hand ertastet, meine Haut empfindet, nicht das Ganze und Alles ist, dass alles Sinnliche und Materielle eingebettet ist in eine größere und bedeutendere Wirklichkeit.

  7. Mein Glaube an die Unsterblichkeit verträgt sich durchaus mit meinem Bekenntnis zum Agnostizismus: Wir wissen nicht und nie alles, und wir wissen das möglicherweise Richtige nie mit unbedingter, uneingeschränkter Gewissheit. Allein schon dieser unumstößliche Tatbestand führt jeden „Unfehlbaren" (Papst, Führer, Guru etc.) ad absurdum. Das heißt: Wenn wir Geist und Unsterblichkeit akzeptieren, steckt da auch immer ein Fünkchen Glaube darin, ein willentlich gefühlsmäßiges Ja-Sagen zu einer größeren überirdischen Wirklichkeit.

  8. Die Stärke der Argumente, derer die Unsterblichkeit, ein Jenseits, eine metaphysische Welt, jegliche Art von Transzendenz leugnen, liegt in der Beweiskraft des sinnlich Wahrnehmbaren, des Sicht- und Greifbaren. Ihre Schwäche darin, dass sie das Unsichtbare mit dem Irrealen gleichsetzen. Denn Unsichtbares ist nicht eo ipso nichtexistent.

  9. Ein ungläubiger Thomas wird stets genügend Gründe finden, um alles Ideale, Schöne, Erhabene, alles Transzendierende und Metaphysische abzulehnen oder es auf Niedrigeres zurückzuführen. Ein zum Glauben Bereiter wird ebenso viele Gründe finden, um diese Werte anzuerkennen. Aus der Entscheidungssituation des menschlichen Lebens kommt keiner heraus!

  10. Bei einigen Hirnforschern, die sich dem herrschenden Zeitgeisttrend anbiedern, geistert im Hinter- und Untergrund ihrer Hypothesen noch immer das alte Vorurteil herum, der Geist müsse aus der Materie entstanden sein. Das hängt auch damit zusammen, dass manche Biologen und Physiologen die Errungenschaften der modernen Physik nicht kennen oder nicht genügend zur Kenntnis nehmen. So wissen sie nicht oder verdrängen, dass wir die Materievorstellung der Newtonschen Physik und der darauf aufbauenden philosophischen Materialismen des 19. Jhdts., der Büchners, Moleschotts, Vogts' wie der Altmarxisten Marx, Engels, Lenin und Stalin, längst hinter uns gelassen haben, dass die Materie selbst sich vergeistigt hat, keine grobe klotzförmige Wirklichkeit ist, sondern sich energetisch, wellenförmig, feldmäßig sublimiert und subtilisiert hat, dass sie als Widersacherin des Geistes, gar als seine Erzeugerin überhaupt nicht mehr taugt. Sie erscheint eher umgekehrt als Produkt des Geistes, der sich in ihr und ihrer höchsten Spitze und Krönung, dem Gehirn, diesem Triumph der Biosphäre, inkarniert.

  11. Manche Biologen, Neurologen, Hirnphysiologen haben sich kaum ernsthaft mit den atemberaubenden Erkenntnissen der modernen Physik befasst. Ihnen ist praktisch entgangen, dass im Rahmen der Forschungsergebnisse der Atomphysik die Materie immer mehr ihre massive Festigkeit verlor, immer energetischer, wellenartiger, dünner und transparenter wurde, ja von manchen führenden Quantenphysikern sogar nur noch als mathematisches Symbol gehandelt wird. Wenn sich die Hirnforscher dies zur Erkenntnis und Reflexion brächten, würden sie nicht mehr die Materie als Produzentin des Geistes proklamieren.

  12. Tiefes Nachdenken führt stets von der Physik zur Meta-Physik. Selbst die Quantenphysik der Einsteins, Plancks, Heisenbergs, Schrödingers, Eddingtons ist zur Metaphysik geworden! Nur ein Denken, das an der Oberfläche der Dinge verharrt, bleibt physisch.

  13. Wo am Anfang alles Forschens und Suchens nicht das Wissen um die letzte Unerforschlichkeit des Seins und die Achtung und Ehrfurcht vor diesem Geheimnis stehen, dort sinkt Wissenschaft stets zu einer sich überheblich gebenden Pseudo- und Reduktionswissenschaft ab. Ein solches Geheimnis ist auch die Frage »Sterblich oder Untersterblich«. Wer hier apodiktisch erklärt, Unsterblichkeit sei unmöglich, ist ein Dogmatiker, Fanatiker oder sonst was, aber kein echter Denker, der eben alle Möglichkeiten in Betracht zieht.

  14. Das Leben in dieser Raumzeit ist ein Leben der Entscheidungen. Deshalb kann jedem spirituellen Argument ein materialistisches entgegengesetzt werden, kann jeder Argumentation für ein Fortleben nach dem Tod die kalte Tatsache diverser Abhängigkeiten des Geistes von der Materie des Gehirns entgegengehalten werden. Und gerade deshalb muss man sich entscheiden: Traut man dem Geist beim leiblichen Tod den Schwung und Sprung in eine ganz andere Dimension zu, oder entscheidet man sich für den ewigen Tod nach einem Kurzaufenthalt auf dieser Erde?

  15. Die Tatsache, dass das Nachlassen der sexuellen Funktion oder gar ihr totales Versiegen nicht zur Auslöschung des Wesens Mensch führt, sondern - bei Bejahung des »Endes der Sexualität« - zu neuer, viel größerer Freiheit und Entlastung vom „Dienst des (niederen) Lebens" hinführt, ist ein Beweis der Existenz des Geistes, ja seines Triumphes und Sieges!

  16. Durch die Tiere pulsiert und fließt derselbe Geist, dieselbe geistige Energie, derselbe Strom des Bewusstseins. Aber ihre Gehirnstruktur ist weniger organisiert, ist eingeengter, so dass auch der Geist, das Bewusstsein in ihnen sich nicht in dem Maße entfalten kann wie bei uns Menschen. Aber da Geist nicht begrenzbar ist, kann es passieren, dass mitunter aus den Augen eines Tieres mehr Geist, mehr Liebe herausstrahlt als aus so manchem Menschen.

  17. Wenn das Zentrum des Seins, der Kern und Wurzelgrund aller Wirklichkeit Geist oder auch nur »Geist und Materie« ist, dann kann kein Seiendes ganz geistlos sein, dann kann (schlafender) Geist auch in jedem Tier geweckt werden. Vor allem durch Liebe.

  18. Der Grund- und Zentraltrieb des Menschen ist der Überlebenswille, nicht die Libido Freuds, nicht der Sexualtrieb. In den Phasen überschüssiger Energie tarnt sich allerdings der Überlebenstrieb gern als fundamentaler, zentraler, alles bestimmen wollender Sexualtrieb. Der Überlebenswille - ist er nicht zutiefst Unsterblichkeitssehnsucht, vielleicht sogar -beweis?

  19. Wer hier auf Erden dumpf, kaum bewusst vor sich hinlebt, wird auch im anderen Leben in einer Schicht der Wirklichkeit dahinvegetieren, die kaum für das höhere Licht aus dem Zentrum des Seins durchlässig ist. Das mögen dann die Spukgeister sein, die sich von der klebrigen Bindung an die Materie der Erde nicht lösen können und sich mit Lärm, Klopfzeichen und allerlei Schabernack den Menschen ärgerlich in Erinnerung bringen müssen.

  20. Je ethischer und geistiger ein Mensch im Laufe seines individuellen Lebens auf dieser Erde geworden ist, in eine desto höhere Wirklichkeitsschicht tritt er nach seinem Tode ein, eine Schicht, die ihm auch die sympathische und emphatische Kommunikation mit Gleichgesinnten, auf derselben geistigen Entwicklungsstufe Stehenden ermöglicht.

  21. Schon der feste Glaube an eine geistige Wirklichkeit jenseits oder im unsichtbaren Kern des Diesseitigen macht die menschliche Existenz weiter, größer, geistiger, heiterer und widerstandsfähiger. Wenn man so will, ist dies geradezu ein praktischer Unsterblichkeitsbeweis.

    Nachbemerkung: Diese 48 Basisthesen sind eine Quintessenz des Buches von Mynarek, das den Titel: Vom wahren Geist der Humanität trägt, erschienen in: NIBE-Media, 2017.

Erscheinungsdatum: 11.12.2020